Am Geburtstag von Kaiser Friedrich wurde das Altenpflegeheim in der Bachstraße 1894 durch den Pfarrer Georg Schleusner, dem Vater der Künstlerin Thea Schleusner, die ihn auch porträtierte, feierlich eröffnet. Waren es zunächst Diakonissen aus dem Berliner Paul-Gerhardt-Stift, übernahmen später Diakonissen aus dem Wittenberger Katharinenstift sowie aus dem Mutterhaus der Frauenhilfe fürs Ausland die Pflege. Sechs Jahre nach der Eröffnung lebten 44 Pflegebefohlene im Haus und laut Hausordnung galt für sie folgende Regel: „Den Pfleglingen I. und II. Klasse ist es gestattet, täglich auszugehen, denen III. Klasse Montag, Mittwoch und Freitag.“ 1997/98 wurde die Einrichtung erneuert und erweitert. Mehr als einhundert Jahre nach der ersten Grundsteinlegung für das Kaiser-Friedrich-Siechenhaus wurde ein weiterer Grundstein für einen Neubau in der Wichernstraße gesetzt. Es entstand ein großzügiger Anbau für die Bewohner sowie Aufenthaltsräume und neue Räume für das Personal. Im Zuge dieses neuen Erweiterungsbaus wurde das Heizkesselhaus im Inneren des Hofes abgerissen und es entstanden Grünanlagen mit einem Teich, einer Vogelvoliere und viel Grün sowie Sitzgelegenheiten.
Der aus alten Klinkerbauten und modernen Ergänzungsbauten bestehende Komplex befindet sich seit 2008 in der Trägerschaft der Paul-Gerhardt-Stiftung und beschäftigt 135 Mitarbeiter, die sich um 170 Bewohner kümmern.
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Textquelle:
Tietke, Mathias: Wittenberg - die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2015.
Bildquelle: